< Previous Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2023 64 VERPACKUNG Wittmann Battenfeld Nachhaltiger Kaffeegenuss Auf einer 3-Komponentenmaschine der Baureihe SmartPower Combimould wurde auf der K ein wiederverwendbarer Coffee-to-go- Becher hergestellt. Damit demonstrierte Wittmann Battenfeld seine lang- jährige Erfahrung in der Mehrkomponententechnologie. Zusätzlich kam auch die Strukturschaumtechnologie Cellmould zum Einsatz. Wir sahen uns die nachhaltige Anwendung näher an und sprachen mit Edmund Kirsch, der in der Wittmann Gruppe für die Mehrkomponententechnologie Combimould verantwortlich ist. Der Coffee-to-go-Becher wurde wäh- rend der Messe mit einer servohydrau- lischen SmartPower 400/750H/210S/525L Combimould mit servoelektrischer Dreh- einheit hergestellt. Der in der ersten Ka- vität erzeugte Becher in Klaroptik wurde in der zweiten Kavität mit einer Scha- le umspritzt und erhielt durch das Auf- schäumen mit der Cellmould-Technolo- gie noch einen zusätzlichen Isoliereffekt bei gleichzeitig reduziertem Materialein- satz. In einer Nebenkavität wurde der Deckel für den Becher gespritzt. Dieser besteht ebenfalls aus demselben Werk- stoff wie der Grundkörper, kann aber auf Grund der Werkzeugbautechnik indivi- duell eingefärbt werden. Die Material- auswahl wurde auf Grund der Funktion und der klaren Optik getroffen. So ist der gesamte Becher nicht nur aus Bornew- ables TM von Borealis gefertigt, sondern kann auch im Sinne der Circular Econo- my sowohl wiederverwendet als auch zu 100% rezykliert werden. Das aus erneuerbaren Rohstoffen (das heißt nicht erdölbasiertem Feed- stock) hergestellte Bornewables - Mate- rial ermöglicht es Borealis, die Quali- täts- und Nachhaltigkeitsstandards zu erfüllen, die Wittmann erwartet. Das Material ist lebensmittelecht und spül- maschinengeeignet sowie ISCC PLUS- zertifiziert (International Sustainability & Carbon Certification). Der Feedstock zur Herstellung der Borealis Bornew- ables stammt vollständig aus Biomas- se, Abfällen und Reststoffen der zweiten Generation, die nicht in Konkurrenz zur menschlichen Nahrungskette stehen. Produktsicherheit und Leistungsmerk- male entsprechen denen neuer Polyo- lefine bei einer gleichzeitig deutlichen Reduzierung des CO 2 -Fußabdrucks. SmartPower 400/750H/210S/525L Combimould. Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2023 65 VERPACKUNG Eine Besonderheit des Werkzeugs der Firma Haidlmair ist der Einsatz von Hy- bridelementen in der Formplatte, um die Kühlung zu optimieren. Diese Hybri- delemente werden auf einer Lasertec- Maschine direkt bei Haidlmair in einem Arbeitsschritt gefertigt und sind eine Kombination aus herkömmlich bearbei- tetem Werkzeugstahl und 3D-gedruck- ter Gelbbronze. Energie- und umweltschonende Produktion Obwohl auf der Maschine schon 3 Spritzeinheiten aufgebaut sind, ermög- licht die Aggregatkombination H-S-L (Horizontal –Schräg –Horizontal auf der Maschinenrückseite) den Aufbau des Linearroboters an der „Standard- position“ auf der festen Aufspannplat- te. Das Resultat ist eine sehr kompakte Produktionszelle mit platzsparender Aufstellfläche. Besonders hervorzuhe- ben ist, dass die 3 Spritzaggregate je- weils ein eigenes Antriebsmodul mit Servoantrieb haben. Dieses Konzept erlaubt einen uneingeschränkten Par- allelbetrieb aller Spritzeinheiten inklu- sive Auswerfer und Kernzüge parallel zur Schließbewegung des Werkzeuges. Dadurch sind kürzeste Zykluszeiten ge- währleistet. Die Dreheinheit kommt ebenso aus dem Hause Wittmann Battenfeld. Der servoelektrische Antrieb der Drehein- heit ermöglicht eine präzise und schnel- le Drehbewegung. Ein paralleles Dre- hen zur Öffnungsbewegung ist hier ebenso möglich und verkürzt die Zy- kluszeit zusätzlich. Das Hauptaggregat 750H ist als Cellmould-Einheit ausgeführt. Das im Hause Wittmann Battenfeld entwickelte Verfahren zur Herstellung von Struktur- Formteilen durch Direktbegasung der 3-Komponentenmaschine, ausgestattet mit Cellmould-Technologie. Coffee-to-go-Becher. Schmelze mit physikalischem Treibmit- tel wird hier für das Aufschäumen der zweiten Komponente verwendet. Die notwendigen Zusatzausrüstungen wie Druckerzeugungs- und Gasregeleinheit sowie Gasinjektor sind vollständig inte- griert. Für das Setup und das Steuern des Prozessablaufes steht in der Uni- log B8 Maschinensteuerung eine eige- ne Bildschirmseite zur Verfügung. Die Teile werden mit einem Witt- mann Roboter WX142 entnommen, auf einem Förderband abgelegt und einer Schlauchbeutelanlage der Type Sim- plicita Bag Smart 400H der Firma Ra- vizza Packaging, Italien, zugeführt und verpackt. Das hier eingesetzte Verpa- ckungsmaterial besteht ebenso aus der Produktfamilie der Bornewables TM von Borealis. Wittmann Gruppe Die Wittmann Gruppe ist ein weltweit führender Hersteller von Spritzgieß- maschinen, Robotern und Periphe- riegeräten zur Verarbeitung unter- schiedlichster Arten plastifizierbarer Materialien. Die Unternehmensgrup- pe hat ihren Hauptsitz in Wien, Öster- reich, und besteht aus zwei Haupt-Ge- schäftsbereichen: Wittmann Battenfeld und Wittmann. Im Sinne der Konzepte von Umweltschutz, Ressourcenscho- nung und Kreislaufwirtschaft beschäf- tigt sich die Wittmann Gruppe mit fort- schrittlicher Prozesstechnologie für höchste Energieeffizienz im Spritzgieß- prozess sowie mit der Verarbeitung von Standardmaterialien und Mate- rialien mit hohem Anteil an Rezyklat und nachwachsenden Rohstoffen. Die Produkte der Wittmann Gruppe sind auf die horizontale und vertikale In- tegration in eine Smart Factory aus- gelegt und können untereinander zu einer intelligenten Produktionszelle verbunden werden. Gemeinsam betreiben die Unter- nehmen der Gruppe acht Produktions- werke in fünf Ländern, und mit ihren 34 Standorten sind die zusätzlichen Vertriebsgesellschaften auf allen wich- tigen Industriemärkten der Welt vertre- ten. Wittmann Battenfeld verfolgt den weiteren Ausbau seiner Marktpositi- on als Spritzgießmaschinen-Hersteller und Anbieter moderner umfassender Maschinentechnik in modularer Bau- weise. Das Produktprogramm von Wittmann umfasst Roboter und Au- tomatisierungsanlagen, Systeme zur Materialversorgung, Trockner, gravi- metrische und volumetrische Dosier- geräte, Mühlen, Temperier- und Kühl- geräte. Der Zusammenschluss der ein- zelnen Bereiche unter dem gemein- samen Dach der Wittmann Gruppe ermöglicht eine nahtlose Integration. – Zum Vorteil der Spritzgießverarbeiter, die in verstärktem Maß ein reibungs- loses Ineinandergreifen von Verarbei- tungsmaschine, Automatisierung und Peripherie nachfragen. Kontakt: Wittmann Battenfeld Deutschland GmbH Werner-Battenfeld-Straße 1 58540 Meinerzhagen, Deutschland Tel.: +49 2354 72-0 empfang@wittmann-group.com www.wittmann-group.com Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2023 66 VERPACKUNG Im Gespräch mit Edmund Kirsch, verantwortlich in der Wittmann Gruppe für die Mehrkomponententechnologie Combimould. INTERVIEW Der Kaffeebecher ist seit der K mein ständiger Begleiter unterwegs oder im Auto. Das Produkt ist also nicht nur aus nachhaltigen Materialien gefertigt, sondern besteht auch den Stresstest im Alltag für eine langfri- stige Verwendung. Wie kam es zu der größtenteils österreichischen Zusam- menarbeit Maschine-Werkzeug-Mate- rial und welche Erfahrungen nehmen Sie mit? Es freut mich sehr, dass der wiederver- wendbare Coffee-to-go-Becher so gut ankommt und seinen Teil zur Abfallver- meidung und Nachhaltigkeit beiträgt. Der Werkzeugbauer Haidlmair, der Heißkanalhersteller Oerlikon und der Materialspezialist Borealis sind lang- jährige Partner von Wittmann Batten- feld, nicht nur für gemeinsame Mes- seauftritte, sondern auch bei einer Vielzahl von erfolgreichen Kundenpro- jekten. In jedem Projekt ist das Dreieck be- stehend aus Maschine inklusive der verschiedenen Verfahren, dem Werk- zeug mit dem Heißkanal und der Mate- rialseite sehr wichtig. Im Dreieckszen- trum steht natürlich immer der Kunde mit seinen Wünschen und die Anforde- rungen für das jeweilige Produkt. Wir von Wittmann Battenfeld versuchen immer alle Bereiche frühzeitig zusam- menzuführen, denn je früher man alle Aspekte der verschiedenen Bereiche kennt und koordiniert, umso erfolg- reicher wird ein Projekt. Ergebnis ist eine optimale Produktionszelle, abge- stimmt auf das Produkt und die jewei- ligen Kundenbedürfnisse. Wie war das Feedback auf die Anwen- dung und welche Verfahrens- und Ma- terialkombinationen sind in Zukunft denkbar? Wir haben den Coffee-to-go-Becher für die K-Messe vor allem deshalb ge- wählt, weil die Thematik der Einweg- becher und der damit verbundene Müll ein präsentes Thema ist und wir anhand dieses Produktes sehr gut un- seren Beiträge für eine sinnvolle Kreis- laufwirtschaft (Circu- lar Economy) aufzeigen können. Das Interesse an dem Becher selbst, dem De- sign, dem Material aus nichterdölbasierendem Feedstock und der Pro- duktionszelle Spritz- gießmaschine und Werkzeug war schon auf der Messe enorm. Auch die Verfahrenskombination Mehrkompo- nentenspritzgießen und physikalisches Schäumen Cellmould zur Gewichts- und Materialeinsparung war ein High- light. Besonders in Erinnerung bleib mir hier ein Feedback von einem un- serer Kunden: „Danke für dieses inte- ressante Showobjekt. Sie zeigen hier, wie man mit dem Zusammenführen von Ideen, Know-how und innovativen Produktionsprozessen ein hochwer- tiges, modernes Produkt kreieren kann. Wir denken immer nur in unserem ei- genen Firmenumfeld. Zukünftig wer- den über den ‚Tellerrand‘ schauen und sowohl das Produkt als auch mögliche Verfahren und deren Kombinationen aus einem erweiterten Blickwinkel be- trachten. Das ermöglicht sicher, unsere Produkte und deren Herstellung weiter zu optimieren.“ Welche Anforderungen werden an die Spritzgießmaschine zukünftig ge- stellt? Wird künstliche Intelligenz, ge- rade bei der Verarbeitung von nach- haltigen Materialien, eine immer wichtigere Rolle spielen? Die künstliche Intelligenz (KI) wie sie allgemein verstanden wird, nämlich Informationen aufzunehmen, zu ver- arbeiten, die Fähigkeit zu lernen, um vorausschauend zu agieren, würde in einer Produktionszelle wie folgt ausse- hen: Eine große Anzahl von Parame- tern werden aus einem laufenden Pro- zess aufgezeichnet und anhand von Abweichungen werden die relevanten Parameter ermittelt. Diese werden mit Messdaten des Produktes verglichen. Anhand der Veränderungen von Ma- terial, Umgebungstemperatur, Maschi- nenverschleiß, Werkzeugverschleiß und anderen Einflüssen kann die KI er- mitteln, welche Maschinenparameter geändert werden müssen, damit das Produkt innerhalb seiner Qualitätstole- ranzen produziert werden kann. Diese beschriebene KI ist derzeit bereits zum Teil in Spritzgießmaschinen implemen- tiert, wird aber zukünftig mehr und mehr Teil der Maschinen-Software werden. Wir erfüllen heute schon das ma- schinelle Lernen mit unserer HiQ Soft- ware, wie zum Beispiel dem HiQ Flow Programm. Damit kann die Maschine auf Viskositätsschwankungen in der Kunststoffschmelze reagieren und Pa- rameter noch im gleichen Zyklus an- passen, um optimal gefüllte, gute Teile zu produzieren. Ein anderes Assistenzsystem ist etwa das Condition-Monitoring-System (CMS). Dieses überwacht den Zustand der Spritzgießmaschine permanent und ermöglicht eine vorausschauende Wartung. Die Bauteile werden abhän- gig des Grads des Verschleißes und ihrer Funktionserfüllung ausgetauscht und nicht mehr vorbeugend in festen Zeitabständen wie bisher. Dies führt nicht nur zur Vermeidung von überflüs- sigen Kosten für zu früh ausgetauschte Bauteile. Viel wichtiger ist, dass plötz- liche Maschinen- und Produktionsaus- fälle verhindert werden können. Es wird auf jeden Fall spannend zu sehen, wohin sich die Produktionszel- len entwickeln werden. Mit dem Einzug der KI wird der gesamte Herstellungs- prozess in Bezug auf Qualität, Energie- und Materialeinsatz noch weiter opti- miert werden können. www.wittmann-group.com Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2023 67 VERPACKUNG Plattform Verpackung mit Zukunft Gemeinsam für zukunftsfähige Verpackungen Als Plattform „Verpackung mit Zukunft“ bündeln engagierte Unternehmen entlang der gesamten Verpackungswertschöpfungskette ihre Kräfte. Vom Rohstoffverarbeiter bis zum Recycler, vom Verpackungs- bis zum Konsumgüterhersteller. Die Unternehmen, die bei der Plattform da- bei sind, sind global agierende Unternehmen, viele davon mit Sitz in Österreich, aber die Plattform hat auch deutsche Mitgliedsunternehmen. Die Plattform ist der Überzeugung, dass eine ressourcenschonende Nut- zung von Verpackungen möglich, sinn- voll und notwendig ist. Deshalb wird gemeinsam gemäß den Grundsätzen gearbeitet: Verpackungen vermeiden, verbessern, wiederverwenden und re- cyceln. In der öffentlichen Wahrneh- mung herrscht allerdings seit längerem ein verzerrtes Bild von Verpackungen. Klar ist: Jede überflüssige Verpackung ist zu vermeiden. Was auf den ersten Blick manchmal überflüssig erscheint, ist es in vielen Fällen aber nicht. Denn der Einsatz der richtigen Verpackung, auch dem richtigen Verpackungsmate- rial, hat bei richtiger Entsorgung über- wiegend positive Effekte auf die ökolo- gische Bilanz eines Produktes. Ziel ist die Etablierung einer funkti- onierenden Kreislaufwirtschaft, in der kein Wertstoff verloren geht. So haben Verpackungen wirklich eine Zukunft. Die Mitgliedsunternehmen wollen ge- meinsam an zukunftsfähigen Lösungen arbeiten. „Niemand kann die Herausforde- rungen, die im Zusammenhang mit Ver- packungen stehen, alleine lösen. Auch wir nicht. Es braucht die Industrie, die Politik sowie die Konsumentinnen und Konsumenten“, ist die Plattformkoor- dinatorin Sandra Pechac überzeugt. Alle Akteur:innen spielen eine wichtige Rolle. Deshalb fördert die Plattform den offenen Austausch und gibt Wissen wei- ter, wo immer es Gehör findet – auf So- cial Media, bei Vorträgen oder bei inter- aktiven Pop-Up Ständen. www.verpackungmitzukunft.at In dieser Ausgabe finden Sie eine Beilage der Firma Engel. Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2023 68 VERPACKUNG ofi Rezyklate sicher einsetzen Mit dem Ziel Teststrategien zu optimieren, forscht Elisa Mayrhofer am OFI stetig an Methoden zur Sicherheitsbewertung von Materialien im Lebensmittelkontakt. Mit dem Projekt „PolyCycle“ ebnet sie den Weg, um recycelte Kunststoffe auch im Lebensmittelkontakt einsetzen zu können. Für ihr besonderes Engagement in diesem Bereich wurde die Mikrobiologin 2022 mit dem ACR Woman Award powered by FFG ausge- zeichnet. Die letzten Jahre waren knifflig für Elisa Mayrhofer, die gerade ihre Dissertati- on zur Risikobewertung von Lebensmit- telverpackungen erfolgreich verteidigt hat: Die Mikrobiologin tüftelte am Öster- reichischen Forschungsinstitut für Che- mie und Technik (OFI) an einem neuen Verfahren, mit dem verlässlich die ge- sundheitlichen Risiken eines recycelten Kunststoffs bestimmt werden können. „In dem Forschungsprojekt PolyCycle haben wir uns mit der Frage auseinan- dergesetzt, wie es gelingen kann rezy- klierte Kunststoffe auch in direktem Le- bensmittelkontakt einzusetzen. Das ist aktuell nämlich gar nicht möglich. Mit Ausnahme von PET sind rezyklierte Kunststoffe derzeit für den direkten Le- bensmittelkontakt nicht zugelassen“, er- klärt Elisa Mayrhofer. Für den Lebensmittelkontakt bisher ausgeschlossen Mangels konkreter Daten geht die Eu- ropäische Behörde für Lebensmittel- sicherheit (EFSA) bisher von einem Worst-Case-Szenario aus, indem sie an- nimmt, dass jegliche Kontamination in einem rezyklierten Kunststoff eine muta- gene Substanz ist, die potenziell bereits in geringsten Konzentrationen krebser- regend ist. Das ist prinzipiell eine sinn- volle Vorgabe, aber sie bedeutet auch, Die Mikrobiologin Elisa Mayrhofer forscht am OFI an Methoden zur Sicherheitsbewertung von Materialien im Lebensmittelkontakt. Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2023 69 VERPACKUNG Rezyklatanlayse im ofi-Labor. Fotos: ACR/ Alice Schnür-Wala Mehr über die Wissen- schaftlerin Elisa Mayrhofer und ihr For- schungsgebiet, erfährt man über den QR-Code in diesem Video: dass viele rezyklierte Kunststoffe bis- lang von der Wiederverwendung im Le- bensmittelbereich ausgeschlossen sind, da man alleine mit chemischer Analytik nicht alle Substanzen in einem Rezyklat bestimmen kann „Das heißt, man muss dann aufgrund eines einzigen Bestand- teils, der vielleicht gar nicht gefährlich ist, ein Material aus dem Kreislauf neh- men“, weiß Mayrhofer. Speziell für die Lebensmittelindustrie, die auch dazu angehalten ist, Kunststoffe wiederzuverwenden, ist das ein Pro- blem. Für Elisa Mayrhofer war es eine willkommene Herausforderung: Ge- meinsam mit ihrem Team am OFI und den anderen beiden wissenschaftlichen Partnern im Projekt „PolyCycle“, der FH Campus Wien und dem Fraunhofer-In- stitut, fand die Mikrobiologin eine Lö- sung. Anstatt allein auf ein chemisches Verfahren zu setzen, das einen Kunststoff chemisch analysiert und die Ergebnisse mit einer Datenbank abgleicht, nutzte die 30jährige zusätzlich biologische Ana- lysemethoden. „Wir identifizieren zu- nächst nicht die einzelnen chemischen Bestandteile, sondern wir messen die bi- ologischen Effekte einer Probe. Anhand der Wirkung auf eine Bakterienkultur können wir dann mit Sicherheit sagen, ob in einem Kunststoff eine potenziell krebserregende oder mutagene Sub- stanz enthalten ist, oder nicht.“ Stellt sich heraus, dass ein Material eine bedenk- liche Wirkung haben könnte, folgt ein klassischer chemischer Abgleich. Mit Genauigkeit zum Ziel Die Sicherheit dieses Verfahrens hat Mayrhofer belegt, seine erfolgreiche Anwendung bewiesen. „Ich bin ein sehr genauer Mensch“, sagt Mayrhofer über ihre Motivation. Ihre Freude an den kleinsten Details und Zusammenhän- gen haben die Preisträgerin des ACR Woman Award 2022 vor mehr als zehn Jahren zuerst von der Chemie zur Bio- logie geführt: Nach der Matura an der HBLVA Rosensteingasse ging Mayrho- fer an die Universität Wien und studier- te Biologie. Ihre Masterarbeit zur Reife- teilung wurde mit dem Österreichischen Staatspreis für die 50 besten Master- und Diplomarbeiten ausgezeichnet, May- rhofer ist außerdem Co-Autorin einer Publikation im Magazin „Nature“, eines der weltweit renommiertesten Journale der Wissenschaft. 2018 wechselte Mayr- hofer an das OFI, wo sie im Bereich Mi- krobiologie & Zellkultur an mehreren Forschungsprojekten mitwirkt und be- reits selbst Abschlussarbeiten von Stu- dierenden betreut. Mit dem Projekt „Po- lyCycle“ bewährte sich Mayrhofer als technische Projektleiterin und vertrat das Forschungsprojekt auf internatio- nalen Konferenzen. Die Grundlagenforschung sei ihr sehr wichtig, meint sie, richtig glücklich mache es sie aber, wenn ihre Forschung einen direkten Nutzen hat: „Vielleicht ist das noch ein Erbe aus meiner Zeit an der HBLVA, die ja sehr anwendungs- orientiert ist. Es macht mich glücklich, wenn wir dank unserer Forschung nütz- liche Werkzeuge für konkrete Verbesse- rungen schaffen können.“ Forschungsprojekt PolyCycle Das Forschungsprojekt PolyCycle wurde über die Förderschiene Cornet (Colle- ctive Research Network) von der Österreichischen Forschungsförderungsgesell- schaft FFG unterstützt und in Kooperation mit der FH Campus Wien sowie dem Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV durchgeführt. Die Koordination des Projekts lag in Österreich beim Kunststoffcluster der ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH, in Deutschland bei der Industrie- vereinigung für Lebensmitteltechnologie und Verpackung (IVLV). Mit SafeCycle startet 2023 ein Folgeprojekt, dessen technische Leitung am OFI Elisa Mayrhofer übernimmt. Gelegenheit dazu wird sie haben: Das Folgeprojekt „SafeCycle“, mit Mayrhofer als technischer Projektleitung, ist bereits gestartet. Dieses begibt sich auf Spuren- suche, um den Ursprung etwaiger syste- mischer Verunreinigungen aufzuklären und entsprechende Präventivmaßnah- men ergreifen zu können. www.ofi.at In dieser Ausgabe finden Sie eine Beilage von MAK. Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2023 70 VERPACKUNG Hydra bei Schmid Schrauben Wie der Cobot Palettierer die Effizienz steigert und ergonomisch belastende Tätigkeiten erleichtert Die für Hydra cobot palletizer entwickelte Software kann der/die Anlagenbetreuer*in binnen Minuten konfigurieren. Fotos: FJ Mayer Rückenschmerzen kennt ein Cobot nicht. Der Cobot Palettierer Hydra+25 bewältigt mühelos den 2-Schicht-Betrieb. Die Herausforderung für den niederösterreichischen Hersteller Schmid Schrauben Hainfeld GmbH war das Handling der bis zu 23 kg schweren Kartons. 10.000 Tonnen Schrauben pro Jahr produziert der Schraubenhersteller. 2 Millionen Kartons werden in der Logistikabteilung an der Industriepackanlage jährlich abgepackt. Der erste Lösungsversuch durch den Einsatz eines manuellen Krans, scheiterte an der schwieri- gen Bedienbarkeit. Schmid Schrauben entschied sich für den von FJ Mayer entwickelten Palettierer: Der Hydra+25 cobot palletizer ist nun im 2-Schicht Betrieb in Einsatz. Pro Schicht verpackt und palettiert der Produzent 8000 kg. Nach zwei Tagen Montage und Ein- schulung war der Palettierer einsetzbar. „Die Mitarbeiterinnen sind mit der kol- laborativen Palettieranlage sehr zufrie- den“, erklärt der Logistikleiter. Michael Gattinger ist froh, mit dieser Investition die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Einfache Automatisierung durch bedienerfreundliche Palettiersoftware Neben dem Handling der schweren Packstücke, ist der Cobot Palettierer auf- grund seiner Palettiersoftware sehr be- liebt. Innerhalb weniger Minuten kön- nen die Anlagenbediener*innen neue Palettiermuster und Stapelkonfigura- tionen eingeben. Die Software bietet neben einer intuitiven Benutzeroberflä- che, eine einfache und schnelle Einga- be der Aufgaben. Außerdem kann sie an verschiedene Greifsysteme und Pa- lettenarten angepasst werden. Durch den Einsatz des von FJ Mayer entwickelten Hydra cobot Palletizer wurde bei Schmid Schrauben neben der Produktivität auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen gesteigert. Franz Josef Mayer GmbH Seit 1951 ist FJ Mayer ein verläss- licher Partner der produzierenden In- dustrie in den Segmenten Drucktech- nik, Kunststofftechnik und Robotik. Seit über 70 Jahren werden marktführen- de Hersteller von Maschinen und Anla- gen vertreten sowie maßgeschneiderte Sondermaschinen für spezifische An- forderungen der Kunden gebaut. www.fjmayer.at Nach zwei Tagen lief der Palet tierer und erleichtert uns seitdem ungemein die Arbeit. Der Hydra wird sehr gut von den Mitarbeiterinnen angenommen und wir sind sehr zufrieden damit!. Ing. Michael Gattinger Leiter Logistik & IT Schmid Schrauben GmbH „ “ Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2023 71 VERPACKUNG Pöppelmann Famac Von A bis Z gründlich durchdacht: Nachhaltige Verpackungslösungen Die Pöppelmann Gruppe bündelt alle Aktivitäten ihrer vier Divisionen rund um mehr Umwelt- und Klimaschutz und setzt auf Kreislaufwirtschaft. Lebensmittelproduzenten, Handel und Verbraucher wünschen sich nach- haltigere Verpackungen. Wie man systematisch zu einer Lösung gelangt, die alle Anforderungen rund um Produktschutz, Maschinengängigkeit, Hygiene und Convenience erfüllt und gleichzeitig Klima und Ressourcen schont, zeigt der Kunststoffspezialist Pöppelmann. Pöppelmann Famac ® , eine Division der Unternehmensgruppe, entwickelt ihre Produkte nach dem EcoDesign-Konzept – und hat bereits zahlreiche nachhaltige Lösungen zur Serienreife gebracht. Mehr Umwelt- und Klimaschutz durch einen schonenderen Umgang mit na- türlichen Ressourcen ist eines der Top- Themen, wenn es um die Verpackung von Lebensmitteln geht. Hersteller, Ver- packungsspezialisten und Handel be- schäftigen sich intensiv mit der kom- plexen Aufgabe, nicht nur zuverlässige und attraktive, sondern gleichzeitig auch nachhaltigere Lösungen für Pro- duktverpackungen zu entwickeln. Doch dazu muss erst einmal Einigkeit darü- ber bestehen, was eine nachhaltige Verpackung überhaupt ausmacht. Ein Unternehmen, das es genau wis- sen muss, ist Pöppelman Famac®. Die Division des Kunststoffspezialisten Pöp- pelmann aus dem niedersächsischen Lohne ist auf technische Funktionsteile und Verpackungen aus Kunststoff spe- zialisiert. 2018 gründete Pöppelmann Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2023 72 VERPACKUNG die Initiative Pöppelmann blue®, die alle Aktivitäten der Unternehmens- gruppe rund um mehr Umwelt- und Kli- maschutz bündelt. Im Mittelpunkt steht der nachhaltige Umgang mit dem wert- vollen Rohstoff Kunststoff. Wie alle Di- visionen, arbeitet auch der Geschäfts- bereich Famac intensiv an Produkten, die ressourcenschonender sind als herkömmliche Lösungen, und hat sich dabei unter anderem eingehend mit Lebensmittelverpackungen beschäftigt. „Unser Ausgangspunkt ist eine ganz- heitliche Betrachtung bei der Bewer- tung. Denn den größten Anteil am öko- logischen Fußabdruck verursacht das zu schützende Produkt selbst, für des- sen Herstellung eine Menge an Res- sourcen eingesetzt wird. Daher ist die wichtigste Aufgabe einer Verpackung im Sinne der Nachhaltigkeit ein si- cherer Produktschutz, damit es zu mög- lichst wenig Lebensmittelverlust kommt. Unter dieser Voraussetzung soll die Ver- packung dann so umweltschonend wie möglich gestaltet werden. Dazu ist eine Menge Know-how erforderlich. In lang- jähriger Erfahrung mit unterschied- lichsten Kunststoffen und Verfahren haben wir eine umfassende Kunststoff- expertise aufgebaut, von der unsere Kunden bei der Suche nach besonders nachhaltigen Lösungen profitieren“, meint Marco von Döllen, Vertriebslei- ter bei Pöppelmann Famac. Denn eine moderne klima- und ressourcenscho- nende Verpackung muss verschiedene Anforderungen erfüllen, die häufig nicht ohne Weiteres unter einen Hut zu bringen sind: Sie soll maximalen Pro- duktschutz bei minimalem Ressourcen- einsatz bieten und muss den Conveni- ence-Anspruch der Endverbraucher ebenso erfüllen wie den Verbraucher- schutz. Selbstverständlich sind die ge- setzlichen Rahmenbedingungen einzu- halten. Die Verpackung sollte möglichst umwelt- und umfeldgerecht gestaltet und auf die unterschiedlichen Recyc- lingsysteme der Länder, in denen sie auf den Markt kommt, abgestimmt sein. EcoDesign-Konzept setzt den Rahmen Bei Pöppelmann Famac hat sich eine sy- stematische Vorgehensweise etabliert: Jede Verpackungsidee wird von Anfang an unter Berücksichtigung ihres CO 2 - Fußabdrucks bewertet. Um möglichst viele der gewünschten Eigenschaften auf eine Lebensmittelverpackung zu vereinen, findet die Produktentwick- lung nach dem EcoDesign-Konzept statt. Es beinhaltet die Ressourcenschonung unter ganzheitlicher Betrachtung der gesamten Herstellungs- und Lieferket- te – mit dem erklärten Ziel, höchstmög- lichen Produktschutz so ressourcen- und klimaschonend wie möglich umzuset- zen. Es gilt also, den besten Kompromiss in Bezug auf die vielfältigen Anforde- rungen zu finden. Eine Verpackungsidee muss sich daher immer folgenden Be- wertungskriterien stellen: Ist sie nach- Ressourcenschonende Artikelkonzepte, effiziente Produktionsverfahren. Reduce+ Eimer für Snack-Tomaten: Fertigung im Spritzgussverfahren in Gitterstruktur erzielt Materialeinsparungen von bis zu 40 Prozent und erhöht gleichzeitig die Produktqualität. haltig, das heißt trägt sie zu Klima- und Ressourcenschutz bei? Funktioniert sie, leistet sie also den erforderlichen Pro- duktschutz? Rechnet sie sich, ist sie also auch aus ökonomischer Sicht eine gute Lösung? Und will oder braucht der Kunde sie überhaupt, ist sie also aus Marketing-Perspektive eine sinnvolle Lö- sung? Geht es dann an die Umsetzung der passenden Lösung, so berücksichti- gt die recyclinggerechte Auslegung der Verpackung nicht nur Material, Farbe und Form, sondern darüber hinaus ihre Umwelteinwirkungen entlang des ge- samten Lebensweges – von der Roh- materialherstellung über die Verarbei- tung zu Verpackungsmaterialien und schließlich die Nutzung der Verpackung selbst. Auch Aspekte der Lagerung und des Transports bis hin zur Sortierung und der Verwertung von entsorgten Verpa- ckungen werden einbezogen. Für eine umweltgerechte Gestaltung einer Ver- packung lässt sich durch Kreislaufwirt- schaft der größte Effekt erzielen: Wenn möglichst viel Material am Ende in das System zurückfließt und wiederverwen- det werden kann, wirkt sich dies positiv auf die CO 2 -Bilanz aus. Aktuell ist es in den allermeisten Fällen aufgrund ge- setzlicher Vorgaben und fehlender Zerti- fizierungen ausgeschlossen, zur Herstel- lung von Verpackungen für Lebensmittel von vornherein Material einzusetzen, das bereits für den Zweitnutzen aufbe- reitet wurde. Daher kommt dem Desi- gn4Recycling bei den Lösungsansät- zen von Pöppelmann Famac® ein hoher Stellenwert zu: Nach Gebrauch einer Verpackung soll sich das Material mög- lichst gut recyceln lassen, damit es zu- rück in den Kreislauf gelangt. Die drei Schlagworte Reduce, Reuse und Recycle bestimmen die Entwick-Komplettlösungen für Ihre Kunststofftechnik Maschinen | Komplettanlagen | Service | Planung | Rohstoffe Luger GmbH | Werkvertretungen & Service | 3011 Purkersdorf | Tullnerbachstraße 55 Tel. +43 2231/63539-0 | office@luger.eu | www.luger.eu Verkaufsniederlassungen in Tschechien und Ungarn WENN ES UM IHRE KUNSTSTOFFTECHNIK GEHT Spritzgießmaschinen Spritzgießmaschinen, Extrusionsanlagen Förder-, Trocknungs-, Dosier- und Mischsysteme Temperaturregelgeräte Schneidmühlen für Kunststoffe Handlinggeräte, Handhabungs- elemente, Einlegeautomaten Kälte-, Klima- und Temperiergeräte Entstaubung von Schüttgütern Blasformmaschinen Förderbänder, Angußseparatoren Allmetall-Separatoren Restfeuchte-Messung Your recycling needs. Our grinding solutions.Next >