< Previous Österreichische Kunststoffzeitschrift 1/2 2024 20 AUTOMOTIVE Ultra System Reinigungsgranulate für universellen Einsatz und hohe Ansprüche Ultrasystem steht seit genau 20 Jahren (die Firma wurde 2004 gegrün- det) für Abfallreduzierung bei der Kunststoffverarbeitung, Exzellenz, Optimierung von Farbwechselprozessen und Materialwechsel sowie vor- beugende Wartung und Vermeidung von Maschinenstillstand. All dies wird durch den richtigen Einsatz von Ultra System Reinigungsmaterialien der neuesten Generation erreicht. Auch für die Automobilindustrie erfül- len die Materialien von Ultra System alle anspruchsvollen Kriterien. Tatsächlich hat die Verwendung von Reinigungsgranulaten in den letzten Jahren exponentiell zugenommen (die Daten werden durch verschiedene Stu- dien und Untersuchungen in diversen Ländern bestätigt), was gleichbedeu- tend mit dem Bewusstsein seitens der Verarbeiter ist, dass Kunststoffmüll nicht mehr akzeptabel ist und dass die Qualität in einer Welt , die immer mehr zur Mittelmäßigkeit tendiert, doch noch einen Unterschied macht. Das Wachstum von Ultra System ist auch auf gezielte Marketingaktivi- täten und spezifische Werbung zurück- zuführen; außerdem ermöglicht die Teilnahme an den wichtigsten Mes- sen weltweit eine sonst unerreichbare Sichtbarkeit. Dabei spielt natürlich die Qualität selbst, die die Techniker und Chemiker bei den „Rezepturen“ von Ultra Plast Produkten erreicht haben, eine entscheidende Rolle. Materialien ohne abrasive Zusätze (die risikolos in den Heißkanal von Werkzeugen ein- gespritzt werden können), ohne Ein- weichzeiten, ohne Rauch oder Geruch, schnell und effizient, mit jeweils über zwanzig Zertifizierungen (Reach, ISO, FDA, Lebensmittelkontakt, Reinraum, usw…), verschaffen den Kunden ent- scheidende Vorteile. Natürlich ist der „grüne“ Teil von grundlegender Bedeu- tung; Die Welt des Kunststoffs ist ständig im Chaos, weil viele Menschen immer noch nicht richtig recyceln. Alle Ultra Plast-Produkte sind nach Verwendung recycelbar, was einen Bei- trag zur Vermeidung unnötiger Abfälle darstellt. Dank der sechs Produktionsstand- orte (Schweiz, Russland, Thailand, Me- xiko, Brasilien, USA) ist Ultrasystem in den wichtigsten Weltmärkten flächen- deckend präsent. Die Automotivbranche stellt rund 30% des Gesamtumsatzes der Gruppe dar, ein Markt, der bezüglich der Pro- blematik hinsichtlich Qualität und Si- cherheit bei der Verarbeitung von Ther- moplastiken sehr anspruchsvoll ist. So ist man direkter Zulieferer von bedeu- tenden Autoherstellern (BMW, Nissan u.a.) und OEMs wie Antolin und Yang- fen zu sein. Ob Spritzguss oder Extrusion, Ultra Plast bietet eine hervorragende Lösung für alle Anforderungen, insbesondere im Hinblick auf Geschwindigkeit und Ef- fektivität bei der Anwendung. Die größ- te Herausforderung für die Hersteller von Reinigungsgranulaten im Automo- bilbereich sind sicherlich die Tempera- Österreichische Kunststoffzeitschrift 1/2 2024 21 AUTOMOTIVE Links vor der Reinigung mit HT-S (schwarze Punkte), rechts nach der Reinigung Beseitigung von schwarzen Flecken mit HIGH-C. Links Heißkanalreinigung bei offenem WZ (Farbwechsel von schwarz auf grau) mit SP Plus, rechts Innenseite einer Tür im Auto. Fotos: Ultra System turen, bei denen es bei Anwendungen durchaus zu 400 °C kommen kann. Die Ultra Plast HT-Typen erfüllen diesen Bedarf voll und ganz. Sie wur- den für den Einsatz bei Temperaturen bis zu 420 °C entwickelt, begrenzen die Rauch- und Geruchsbildung auf nahe- zu Null. Bei diesen Temperaturen hat der Bediener immer den Eindruck, dass das Reinigungsmaterial (unabhän- gig vom Lieferanten) zu flüssig ist und er es nur ungern in den Heißkanal ein- spritzt. Bei den Ultra Plast HT-Typen tre- ten diese Probleme bedeutend weniger auf: Trotzdem wurde vor kurzem Ultra Plast HT-F auf den Markt gebracht, das deutlich weniger flüssig ist. Auch die Herstellung von Teilen, die vollkommen transparent sein müssen, ist eine Herausforderung. Die Ultra Plast High-Typen ermöglichen einen schnel- len Reinigungsprozess und vermeiden dank ihrer Formulierung die Bildung von „milchigen Schleier oder Schatten“, ein typischer Defekt, der bei transpa- renten Teilen nach einem Reinigungs- prozess entstehen kann. Ultra Plast POE-CS und Ultra Plast PO-CS auf Polyolefinbasis sind die führenden Materialien für EBM-Pro- dukte. Die „Sandwich“-Anwendungs- methode, ohne dass das Reinigungs- granulat in der Schnecke verweilen muss, beschleunigt die Farbwechsel- zeiten erheblich. Die sogenannten „Uni- versalreiniger“ spielen eine immer wichtigere Rolle. Durch die Kombina- tion chemischer Reinigung mit mecha- nischer Wirkung (ohne abrasiven Ad- ditive) sind sie die ideale Lösung für extrudierte Produkte. Mit einem brei- ten Verarbeitungstemperaturbereich können sie für verschiedene Arten von Kunststoffen verwendet werden. Die Techniker von Ultra System haben stets ein offenes Ohr für die Kunden und sind ständig über die neuesten Entwick- lungen bei Polymeren und Masterbat- ches informiert. Sie entwickeln neue und passen bestehende Ultra Plast-Produkte an die kundenspezifischen Bedürfnisse an und schaffen so „maßgeschneiderte“ Materialien. Dank des Netzwerks von Distributoren/Agenten auf der ganzen Welt wird eine flächendeckende Präsenz und Nähe zu den Kunden garantiert. Vor, während und nach dem Test findet eine Schulung für Techniker und Bediener statt, wie das Reinigungsgranulat am besten zu verwenden ist und am Ende ein detaillierter Bericht über die durch- geführten Tests erstellt. www.ultrasystem.ch In dieser Ausgabe finden Sie eine Beilage der Firma Wittmann. Österreichische Kunststoffzeitschrift 1/2 2024 22 SPRITZGIESSTECHNIK Pollmann Innovation im Spritzguss: Chemisches Schäumen neu definiert Wenn es um technische Bauteile geht, traut die Branche dem chemischen Schäumen zu wenig zu. Der Automobilzulieferer Pollmann hat jedoch frühzeitig das Potenzial dieser Technologie erkannt und setzt es erfolg- reich ein. Pollmann geht bei neuen Kunststoffverarbeitungstechnologien nicht einfach mit, sondern nimmt eine konsequente Vorreiterrolle ein. Vorreiter war das internationale Familienunternehmen aus dem Waldviertel im Jahr 2008, als es als eines der ersten Unternehmen das Verfahren des physikalischen Schäumens (MuCell®) für die Produktion von Türschloss-Anwendungen, später sogar mit integrierten Leiterbahnen und Dichtheitsanforderungen, eingeführt hat. Und Vorreiter ist Pollmann auch jetzt, beim chemischen Schäumen derartiger technischer Bauteile. Bei diesen Sonderverfahren des Spritz- gießens wird der thermoplastische Kunststoff in der Kavität aufgeschäumt, so vergrößert sich das Volumen. Beim physikalischen Schäumen wird dieser Prozess durch das Einbringen von Gas in die Schmelze gestartet. Dafür ist be- sonderes Equipment, eine aufwendige Umrüstung der Anlagen, aber auch speziell ausgebildetes Fachpersonal er- forderlich. Das chemische Schäumen hingegen ist unkomplizierter und ko- stengünstiger zu implementieren, da das Treibmittel dem Ausgangsmateri- al – bei Pollmann ist das Polypropylen – einfach als Granulat beigegeben wird. Durch das anschließende Plastifizieren wird es aufgeschmolzen und setzt eine chemische Reaktion in Gang, wodurch es expandiert, also auf einfacherem Weg den gleichen Effekt wie beim phy- sikalischen Schäumen erzielt. Chemisches Schäumen erobert komplexe Anwendungen Das Verfahren des chemischen Schäu- mens an sich ist nicht neu, Pollmanns Anwendung aber ist innovativ. Im- merhin ist diese Technologie im Auto- motive-Sektor in den meisten Köpfen hartnäckig mit groben, überwiegend dickwandigen Elementen wie etwa Hutablagen verknüpft. Nicht mit tech- nischen Bauteilen wie Türschloss-An- wendungen. Doch: „In den letzten Jahren haben sich die Treibmittel konti- nuierlich weiterentwickelt, wodurch die Prozessstabilität extrem gestiegen ist“, erklärt Andreas Greulberger, Head of Innovation & Design bei Pollmann In- ternational. Und Pollmann hat das Po- tenzial dieser Entwicklung frühzeitig er- kannt. „Unsere vielen Versuchsreihen über mehrere Jahre haben eindrücklich gezeigt, dass wir alle Vorteile des phy- sikalischen Schäumens auch mit dem chemischen Schäumen erreichen. Au- ßerdem fallen die Gewichtsschwan- kungen geringer aus und wir erzie- len eine schönere Oberfläche“, erklärt Roman Schmidt, Leiter der Anwen- dungstechnik bei Pollmann Austria. Chemisches löst physikalisches Schäumen ab Dass das physikalische Schäumen mit großen Investitionen verbunden ist, auf dafür umgerüsteten Anlagen nicht län- ger kompakt gespritzt werden kann, die Wartungsanfälligkeit hoch und die Er- satzteilversorgung nicht sicher ist, ma- chen das chemische Schäumen für Pollmann zur bevorzugten und zu- kunftsträchtigeren Methode. Daher wurde den Entschluss gefasst, Neupro- Roman Schmidt und Andreas Greulberger begutachten ein chemisch geschäumtes Türschlossgehäuse. Österreichische Kunststoffzeitschrift 1/2 2024 23 SPRITZGIESSTECHNIK Über Pollmann International Pollmann ist ein weltweit an fünf Standorten agierendes Familienun- ternehmen im Automotive-Segment mit 135 Jahren Erfahrung. Der Spezi- alist für die Produktion von hochkom- plexen mechatronischen Baugrup- pen in hoher Stückzahl ist von der Entwicklung über Prototypen, Werk- zeugbau oder Automatisierungsan- lagen bis zur Serienreife rund um den Globus für seine Kunden wert- voll. Mit dem Anspruch „Prozessin- novation und Bauteilpräzision“ kann Pollmann seine Kunden an den Au- tomotive-Hotspots in Europa, Ame- rika und Asien betreuen und das eigene Entwicklungs- bzw. Produk- tions-Know-how flexibel ins Spiel bringen. Pollmann International be- schäftigt heute 1.400 Mitarbeiter und erzielte 2022 einen Umsatz von rund 158 Mio. Euro. www.pollmann.at Chemisch geschäumte Türschloss-Anwendung. Schliffbild eines geschäumten Bauteils. Chemisch geschäumte Bauteile überzeugen im Vergleich zu physikalisch geschäumten Teilen mit einer ästhetisch ansprechenderen Oberfläche. Fotos: Pollmann jekte nur noch chemisch zu schäumen. Auch bestehende Projekte werden ver- einzelt umgestellt. „Das physikalische Schäumen hatte seine Berechtigung, wir waren damit sehr erfolgreich. Doch wir sehen, dass uns das chemische Schäumen mehr Sicherheit bietet, daher war es an der Zeit, diesen Schritt zu gehen“, so Schmidt. Wirtschaftlicher, effizienter, nachhaltiger Doch wo liegen nun eigentlich die Vor- teile des Schaumspritzgießens ge- genüber dem Kompaktspritzgießen? Wirtschaftlichkeit, Effizienz und Nach- haltigkeit, das sind die wichtigsten Schlagworte. Denn durch die um bis zu 30% geringere erforderliche Schließ- kraft, kann auf erheblich kleineren An- lagen produziert werden. Schmelz- und Werkzeugtemperaturen sind niedriger und aus dem Wegfall der Nachdruck- phase resultieren um bis zu 15% kürzere Zykluszeiten. Da ein Teil des Kunststoffes durch Gas ersetzt wird, sinkt außerdem der Materialverbrauch um bis zu 10%. Die genannten Vorteile verringern den Platz-, Strom- und Kunststoffbe- darf, was Ressourcen schont und Ko- sten senkt. „Ich sage immer, wenn Geld keine Rolle spielt, kann man derartige Türschloss-Anwendungen auch kom- pakt spritzen“, schmunzelt Andreas Greulberger, der weiß, dass viele Kun- den erst überzeugt werden müssen. Vor allem dem chemischen Schäumen schlägt noch Skepsis entgegen, zu un- bekannt ist der technologische Fort- schritt. Doch nicht nur der Herstellungspro- zess, auch die Bauteile selbst profitie- ren vom Schäumen: Geschäumte Teile sind leichter, zudem maßhaltiger. Das Ausschäumen sorgt für einen homo- genen Innendruck in der Kavität, wo- durch der Verzug signifikant reduziert wird. Die gewichtsbezogene Steifigkeit kann bei gewissen Schäumgraden er- höht werden, Einfallstellen werden eli- miniert und die Haftung von Verguss- massen wird verbessert. Dass es bei der mechanischen Festigkeit Einbußen gibt, lässt sich gut durch die Bauteilgeome- trie kompensieren. FÖRDERUNGEN FÜR STRUKTURMASSNAHMEN UND KOOPERATION Setzen Sie mit Unterstützung der FFG Maßnahmen zur Qualifizierung Ihres Forschungspersonals, kooperieren Sie in KMU-Netzwerken oder schlagen Sie eine Brücke zu wissenschaftlichen Partnern, auch auf europäischer Ebene. ¾ Talente dung von SchülerInnen und StudentInnen in Ihrem Unternehmen. ¾ Forschungskompetenzen für die Wirtschaft Höherqualifizierung Ihres Forschungspersonals mit Hilfe von geförderten Qualifizierungsseminaren, Qualifizierungsnetzen und Innovationslehrgängen. ¾ Forschungspartnerschaften von Wissenschaft und Wirtschaft und initiieren Sie Industrienahe Dissertationen die eine naturwissenschaftliche oder technische Forschungsfrage behandeln. ¾ COIN – verbessern Sie durch gemeinsames Arbeiten in Netzwerken Ihre Innovationsfähigkeiten. Im Zuge projektorientierter, mehrjähriger Zusammenarbeit sollen innovative Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen mittels Technologie- und Wissenstransfer neu oder weiterentwickelt werden. ¾ BRIDGE hen Forschungsprojekt die Brücke von wissenschaftlichen Partnern zu beteiligten Unternehmen. Die Förderung beträgt bei Kooperation mit Klein- und Mittelbetrieben bis zu 90Programm ist thematisch offen. ¾ Collective Research Regel von Interessensvertretungen aufgesetzt und von Forschungseinrichtungen und Hochschulen im Subauftrag ausgeführt. Österreichische Kunststoffzeitschrift • Ausgabe März/April 2024 Verpackung Anzeigen- und Redaktionsschluss 7. April 2024 Österreichische Kunststoffzeitschrift 1/2 2024 24 SPRITZGIESSTECHNIK Das Ausgangsmaterial für Covawood kann prinzipiell jedes Material sein, das Zellulose enthält: Altpapier, Holz, Ver- schnitt von Weizen oder Reis. Wobei Thomas Mayer, Director Europe Al- pine Biopolymers und verantwortlich für den Vertrieb von Covawood in Euro- pa, betont, dass es nicht das Lebensmit- tel selbst, sondern der Abfall in der Pro- duktion ist, der als Basis für Covawood verwendet wird. Der Markt für Anwen- dungen aus Covawood ist riesig, auch in der Verpackungswelt, vor allem als nachhaltiges Substitut für Standard- kunststoffe. Für die Markteinführung und -Platzierung braucht es Partner wie den Distributor Plastoplan und den Ver- arbeiter Riml, die das Material für die Plastoplan und Riml mit Covawood von Alpine Biopolymers Formbares Holz als nachhaltiges Substitut von Standardkunststoffen Alexander Blihall und Martin Lung, Geschäftsführer bei der Riml GmbH & CoKG, Thomas Mayer, Director Europe bei Alpine Biopolymers, Dominik Lutz, Vertriebsleitung Österreich bei Plastoplan, Stefan Scheibrein, Anwendungstechnik bei Plastoplan und Josef Mayer, Geschäftsführung Plastoplan Österreich. Flüssiges Holz auf einer Spritzgießmaschine zu verarbeiten erscheint nicht gerade einfach - ist es aber, wie wir uns bei unserem Besuch beim Tiroler Verarbeiter Riml Spritzguss in Buch bei Jenbach überzeugen konnten. Das komplett neuartige Material, das seit letztem Jahr vom Kunststoffhändler Plastoplan erfolgreich vertrieben wird, heißt Covawood und begeistert den Verarbeiter und den Distributeur gleichermaßen, denn es kann nicht nur als nachhaltiges Substitut für Standardkunststoffe in zahlreichen Anwendungen eingesetzt werden, sondern lässt sich dabei auch noch un- kompliziert verarbeiten. Die gute Kooperation der beiden Partner Riml und Plastoplan freut auch Thomas Mayer von Alpine Biopolymers, der für den koreanischen Hersteller von Covawood in Österreich tätig ist. jeweilige Anwendung aufbereiten und verarbeiten. Einfache Verarbeitung auf Standardmaschinen Bei Riml Spritzguss in Buch wird das Material Covawood bei Temperaturen zwischen 150 und 180 Grad verarbei- tet, 175 Grad Massetemperatur hat Ale- xander Blihall an der Spritzgießmaschi- ne eingestellt, um das Granulat optimal verarbeiten zu können. Bei unserem Be- such in Tirol wird Covawood auf einer herkömmlichen Standardmaschine verarbeitet, direkt nach einer Produk- tion eines Bauteils aus PP, wofür die Schnecke mit rund einem Kilo Materi- al Covawood zuerst „gereinigt“ wird. Beim Werkzeug mit Heißkanal wird eine Elektro-Anschlussdose für einen Tiroler Kunden hergestellt. Der Prozess ist ein Standardprozess, der seit Jahr- zehnten bei Riml Anwendung findet. Wie einfach Covawood zu verarbeiten ist, demonstriert Alexander Blihall, Ge- schäftsführer der Riml GmbH & CoKG, direkt an der Maschine: „Ich habe jetzt nur die Temperatur vom Prozess mit PP reduziert, alle anderen Parameter bleiben gleich. Die Werkzeugtempera- tur liegt bei unter 40 Grad, wobei ich bei geringerer Massetemperatur ge- nerell mit den Temperaturen runterge- hen kann. Die Zykluszeit bleibt in etwa gleich zum herkömmlichen Produkt.“ Österreichische Kunststoffzeitschrift 1/2 2024 25 SPRITZGIESSTECHNIK Die „Simulation“ erfolgt in diesem Fall direkt an der Maschine, nur der Nach- druck wird entsprechend erhöht, da die Masse ‚breiig‘ ist. Die Füllzeit bleibt exakt gleich. Da Covawood formsta- bil ist, könnte die Kühlzeit im Vergleich zu PP sogar noch verringert werden, womit sogar ein noch kürzerer Zyklus möglich wäre, was aber produktab- hängig ist. „Ein etwas längerer Nach- druck, nicht hoch, aber konstant ge- halten, ermöglicht unserer Erfahrung nach stabilere und steifere Teile.“ Die „einfache“ Maschine erlaubt eine ein- fache Handhabung ohne weitere Assi- stenzsysteme, was der Produktqualität aber keinen Abbruch tut – schon nach wenigen Schuss fallen perfekte Teile aus der Maschine. Alexander Blihall ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Das Teil ist nicht überspritzt und der Vorteil von Covawood ist, dass Teile, etwa wie diese Dose, formstabiler werden im Ver- gleich zu PP, dass duktiler und flexibler ist. Von der Verarbeitung her verhält es sich ähnlich wie ein gefülltes Material. Für einen stabilen Prozess sind gleich- mäßige Temperaturen erforderlich. In unseren Versuchen haben wir gesehen, dass bei Beibehaltung der maximalen Verarbeitungstemperatur keine Abla- gerung im Werkzeug oder in der Schne- cke erfolgt.“ Der Geruch, der aufgrund des hohen Holzanteils beim Bauteil wahrzuneh- men ist, nimmt laut Thomas Mayer nach einiger Zeit deutlich ab. Bei un- serem Rundgang durch die Produkti- on bei Riml sind wir auch live bei einem Versuch für eine Rohrverbindung dabei – hier wird problemlos in wenigen Schuss von Covawood zurück auf PP umgestellt, ohne Maschinenstillstand. Zur Vorbehandlung des Materials meint Alexander Blihall, Geschäftsfüh- rer Riml GmbH & CoKG: „Holz ist ja be- kanntlich hygroskopisch. Bei einer La- gerung bei über 50 % Luftfeuchtigkeit würde ich aus meiner Erfahrung emp- fehlen, es vorab zu trocknen, da es sonst zu stärkeren Ausgasungen kommen kann, aber viel Unterschied wird es in der Verarbeitung nicht machen. Inhouse Recycling ist im Falle von Covawood ebenso unkompliziert: „Mit einer einfachen Mühle kann das Ma- terial problemlos vermahlen und dem Prozess wieder hinzugefügt werden. „Die Verarbeitungsparameter konnten wir in unseren bisherigen Versuchen mit Rezyklat exakt gleich lassen und das Ergebnis der Teile war hervorragend. In unseren Tests haben wir bis zu 100 % Rezyklat verwendet und auch das war problemlos möglich. In der Regel wer- den aber ohnehin nur rund 10 % Rezy- klat beigemischt“, ist Martin Lung von der Qualität des Materials überzeugt. Großes Potential für vielfältige Anwendungen Feedback an den Materialhersteller findet laufend statt, um Weiterentwick- lungen zu forcieren. Die Hauptbestandteile von Covawood sind nie- dermolekulare Olefi- ne und Holz – sonst wird nichts mehr dazu gemischt. Alexander Blihall erkärt dazu: „Das angenehme bei diesem Hersteller ist, dass er sehr fle- xibel ist. Die derzeit erhältlichen Typen sind schon ein gutes Substitut für etliche An- wendungen, jedoch nur der Einstieg. Da geht noch viel mehr! Es wird flammgeschützte Vari- anten geben, die nicht gif- tig sind und derzeit be- reits am Markt erprobt werden. Besonders attraktiv finde ich, dass die derzeit ent- haltenen mineral- ölbasierte Olefine jederzeit durch bi- obasierte ersetzt werden können. Der Markteinstieg dafür ist zwar eine Preis- und Anwen- dungsfrage, aber die Verarbeitung funktio- niert auch mit diesen 100% biobasierten Typen hervorra- gend. Mich überzeugt die grüne Vari- „Covawood ist ein einfaches Substitut für Standard- kunststoffe, das bis zu 100 % biobasiert sein kann, unkom- pliziert in einen Standardprozess eingebaut und einfach verarbeitet werden kann. Dafür sind keine we- sentlichen Änderungen der Verar- beitungs-Parameter notwendig.“ Alexander Blihall, Geschäftsführer bei Riml GmbH & CoKG Martin Lung und Alexander Blihall sind von der einfachen Verarbeitbarkeit von Covawood beeindruckt. Regelmäßiges Feedback vom Verarbeiter an den Materialhersteller forciert innovative Weiterentwicklungen. Österreichische Kunststoffzeitschrift 1/2 2024 26 SPRITZGIESSTECHNIK ante des Materials, die künftig vollstän- dig in Europa produziert werden kann. In Korea sind Foodgrade-Typen aus bi- obasierten Varianten schon zugelassen, in Europa werden spezifische Zulas- sungen künftig bei Bedarf und in Zu- sammenarbeit mit Kunden erfolgen. Das Ausgangsmaterial für Cova- wood kann prinzipiell wie bereits er- wähnt jedes Material sein, das Zellulo- se enthält. Wobei Thomas Mayer betont, dass es nicht das Lebensmittel selbst, sondern der Abfall in der Produktion ist, der als Basis für Covawood verwendet wird. „Von der Eigenschaft am besten für uns zu verarbeiten wäre theoretisch Altpapier, aber das ist zu aufwendig. Je- doch gibt es Millionen Tonnen Altholz und zudem immer mehr Holz, das auf- grund der Digitalisierung nicht mehr in die Papierproduktion geht. Das Roh- material für Covawood geht uns somit nicht aus! Das Material, das bei Riml derzeit verarbeitet wird, hat einen Holz- anteil von rund 70 %, es geht aber auch noch deutlich mehr: „Wir können auch 100 % realisieren, aber es hängt natür- lich immer von der Anwendung ab. Die Elastizität geht zunehmend verlo- ren und die Teile werden härter und spröder. Eines bleibt aber immer gleich, egal ob Spritzguss oder Extrusion – Co- vawood ist EN71 zertifiziert und enthält keinerlei Giftstoffe. Das Geheimnis des Materials liegt in der oberflächlichen kovalenten Bindung – dabei werden die Moleküle von Zellulose (meist Holz) und Olefinen oberflächlich sehr stark mitei- nander verbunden, wodurch ein neues Molekül/Polymer (Covawood) entsteht, mit ganz ähnlichen Eigenschaften wie herkömmlicher Kunststoff. Bei Cova- wood handelt es sich nicht um eine Mi- schung oder einen Compound im klas- sischen Sinn, es ist eine völlig neue Kategorie von Polymeren. Die Märkte für Covawood sind regio- nal sehr unterschiedlich, in Asien etwa ist ein Auftrag für Schiffsbo- jen eingegangen. Cova- wood hinterlässt kein Mikroplastik und bin- det durch den hohen Holzanteil viel CO 2 . Das sind weitere Vorteile, die von Kunden weltweit geschätzt werden. Covawood als perfekte Ergänzung im Portfolio Josef Mayer, Geschäftsführer bei Plastoplan Österreich, sieht Cova- wood als perfekte Ergänzung: „Cova- wood ist ein großartiges Produkt, das uns im Portfolio der Plastoplan bisher noch gefehlt hat. Das Thema Nachhal- tigkeit wird zunehmend wichtiger und wir konnten mit Covawood eine Lücke schließen. Wir sind überzeugt vom Pro- dukt, was sich durch die ersten positiv abgeschlossenen Bemusterungen wei- ter bestätigt hat. Zusätzlich zu Regranu- laten können wir nun ein nachhaltiges Produkt im österreichischen Markt plat- zieren, das in der gesamten Hromatka- Gruppe marketingtechnisch verarbeitet werden kann. So fanden bei Jolly be- reits Bemusterungen statt. Nach wei- teren Tests könnte es hier durchaus eine nachhaltige Serie geben.“ Covawood lässt sich aber nicht nur über den Einkauf beim Kunden verkau- fen, sondern muss vor allem über die Technik platziert werden: „Wir sind als Plastoplan mit 2 Technikern bei Unter- nehmen in Österreich unterwegs. Co- vawood ist erklärungsbedürftig, aber nicht schwer zu verarbeiten, man muss nur wissen, wie es geht. Beim Kun- den vor Ort können wir den entspre- chenden Support anbieten“, unterstrei- cht Josef Mayer die Serviceorientierung bei Plastoplan. Riml als Projektpartner bietet auch Unterstützung an: „Bei uns hier am Standort konnten sich diverse Un- ternehmen von der rei- bungslosen Verarbei- tung von Covawood überzeugen“, so Martin Lung. Dominik Lutz, Vertriebsleiter, macht deutlich, was Plastoplan in Sachen Vertrieb und Anwendungstechnik vom Mitbewerb un- terscheidet: „Wir gehen nicht nur zu den Verarbei- tern, sondern haben einen Mit- arbeiter ganzjährig auf die Betreu- ung von OEMs abgestellt. Wir haben in diesem Fall festgestellt, dass ange- nommen wird, Covawood sei eine Mi- schung von Kunststoff und Holz. Es be- darf klar zu stellen, dass es sich um kein Compound, sondern eine ganz neue „Die beste Beschrei- bung für Covawood kommt vom Erfinder selbst: „Formbares Holz“ – wir ma- chen mit diesem Produkt aus 2 Molekülen 1 Polymer – ein ganz neues Material! Holz, das problem- los in einer Spritzgießmaschine verspritzt werden kann.“ Thomas Mayer, Director Europe Alpine Biopolymers Schätzen die erfolgreiche Zusammenarbeit: Josef Mayer, Dominik Lutz und Thomas Mayer. Die Möglichkeiten für Anwendungen aus Covawood sind vielfältig, vor allem als nachhal- tiges Substitut für Standardkunststoffe. Fotos: K. Sochor Österreichische Kunststoffzeitschrift 1/2 2024 27 SPRITZGIESSTECHNIK Kategorie von Material handelt. Das ist kein Greenwashing! Wie schon er- wähnt ist Covawood bis zu 100 % bioba- siert und kommt ohne Setup-Wechsel in der Verarbeitung aus.“ Erfolgreiche Kooperation dank Flexibilität Thomas Mayer ist von der Ko- operation mit Plastoplan überzeugt: „Unser Ziel ist es, gemeinsam das Ma- terial am Markt zu plat- zieren und bekannt zu machen.“ Riml und Plastoplan sind schon seit langem ein erfolgreiches Team, das bereits in etlichen Projekten zusammen- gearbeitet hat. „Hin- ter der Plastoplan steht mit der Hromatka Gruppe ein Familienunternehmen, wodurch die nötige Flexibilität gegeben ist und gewisse Freiheiten er- laubt sind, die bei größeren Zulieferern undenkbar sind“, freut sich Martin Lung über die Zusammenarbeit. „Der Erfinder von Covawood wollte explizit, dass nicht nur Konzerne, von denen er bereits An- gebote zum Aufkauf der Technologie be- kommen hat, von den Vorteilen des Ma- terials profitieren, sondern alle am Markt etwas davon haben. Der europäische Markt ist ideal für ein nachhaltiges Pro- dukt wie Covawood.“ Für Modifikationen des Materials, vor allem in kleinen Mengen, ist Pla- stoplan mit seiner Expertise der per- fekte Ansprechpartner. So können Ad- ditive für Flammschutz, Farbbatches oder andere Additive direkt an der Ma- schine dem Material beigemischt und so das perfekte Material für den Kun- den finden. Bei der Erstellung der rich- tigen Mischung für Versuche bei Kun- den können auch die Kollegen der Schwesterfirma SAX Polymers weiter- helfen: „Es macht keinen Sinn, für ein- zelne Versuche zum Beispiel schwarzes Granulat in großen Mengen herzustel- len. Das können wir dank jahrelanger Erfahrung direkt in der Produktion vor Ort beim Kunden bewerkstelligen.“ Sehr gutes Feedback gab es auch auf der Plastoplan Hausmesse im Herbst letzten Jahres: Thomas Mayer dazu: „Der erste Gedanke der Interes- senten ist „Bioplastik“ nach kurzer Er- klärung aber haben die meisten ein Aha-Erlebnis, wenn sie feststellen, dass Covawood ein ganz neues und revolu- tionäres Material mit erweiterten An- wendungsmöglichkeiten ist. Stabile Produkte mit kovalenter Bindung Der geringere Energieaufwand ist bei der Verarbeitung von Covawood beson- ders interessant – die Spritzgießmaschi- nen können bis zu 40 Grad kühler ge- Riml GmbH & Co KG Alexander Blihall und Martin Lung beraten objektiv und verantwor- tungsbewusst zu technischer Mach- barkeit und optimaler Produktion. Dabei ist es selbstverständlich, flexi- bel auf die Kundenwünsche einzu- gehen und rasch und verlässlich zu liefern. Hierbei kommt den Kunden das Know-how aus über 30 Jahren in der Branche zu Gute, das sowohl in kleine, als auch in große Produk- tionsserien tagtäglich einfließt. www.riml-spritzguss.at Covawood Covawood ist ein revolutionärer Bio- Kunststoff, der das Beste aus zwei Welten vereint. So leicht zu verarbei- ten wie herkömmliche Kunststoffe, durch die Verwendung von Holz als Hauptbestandteil dabei aber we- sentlich umweltfreundlicher. Cova- wood ist biologisch abbaubar, frei von Klebstoffen oder Giften und ver- rottet ähnlich wie Holz, ohne Mikro- plastik zu hinterlassen. Die CO 2 -Bilanz von Covawood kann sich sehen lassen – durch die Verwendung von 70 % Holz als Basis- material wird auf natürliche Art Koh- lenstoff gespeichert. Bei thermischer Verwertung nach Ablauf der Lebens- dauer von Produkten entstehen im Vergleich zu herkömmlichen Kunst- stoffen ebenso weniger CO 2 wie beim Spritzgussprozess, wo mit nied- rigeren Temperaturen gearbeitet werden kann. Dass Covawood-Pro- dukte uneingeschränkt recycelt wer- den können, rundet die positive Um- weltbilanz von Covawood ab. Plastoplan Kunststoffhandel GmbH Plastoplan ist auf die Distribution von hochwertigen technischen Kunst- stoffgranulaten namhafter Herstel- ler spezialisiert. Ein einschlägig ausgebildetes Team bietet ein um- fassendes Service – eine Betreuung von der Vision bis hin zur Serienreife eines Produktes. Das Privatunterneh- men punktet durch jahrzehntelange Erfahrung und deckt die Kundenbe- dürfnisse mit eigenen Lagern, eige- ner Logistik und bestens ausgestat- teten Labors lokal ab. Plastoplan ist Teil der Hromatka Group, einer auf dem europäischen Kunststoffmarkt gewichtigen Distri- butionsgruppe. Die Hromatka Group verfügt über ein umfangreiches Pro- duktportfolio mit einer starken inter- nationalen Ausrichtung und Exper- tise. www.plastoplan.com „Covawood ist kein Compound, sondern eine ganz neue Kategorie von Material, das in der Verarbeitung ohne we- sentliche Setup-Änderungen an der Maschine auskommt.“ Josef Mayer, Geschäftsführung Plastoplan Österreich fahren werden. Einzig der Nachdruck muss etwas höher und länger gehalten werden für technische Teile, die etwas aushalten müssen. Alexander Blihall be- richtet aus der Praxis: „Bei Fugenkreu- zen haben wir das etwa beobachtet – Temperatur runter und Nachdruck län- ger, dann ist das Produkt perfekt. Wenn auch noch bei der Konzeption eines neuen Werkzeugs die Tatsache be- achtet wird, dass sich Cova- wood wie gefülltes Materi- al verhält, können zudem Anspritzpunkt und Querschnitt optimiert werden. Die Teile sind dann aus unserer Er- fahrung signifikant stabiler. Man muss sich bewusst sein, dass es sich gegen- über herkömmlichen Kunststoffen in der Ver- arbeitung um zwei unter- schiedliche Prozesse han- delt. Covawood kristallisiert nicht aus, denn es vernetzen sich keine Molekülketten miteinander, son- dern es findet eben eine kovalente Bin- dung statt.“ Dominik Lutz, erklärt, was vor allem für den Kunden wichtig ist: „Bisher sehen wir verschiedene Argumente, die auch direkt von den Kunden kom- men: Die Optik von Covawood gefällt – es ist aber kein WPC, womit es im Sinne der Nachhaltigkeit vernünftiger ist. Covawood punktet zudem mit der einfachen Verarbeitung auf Standard- maschinen, mit einer Temperaturein- sparung von rund 40 Grad.“ Zudem treten bei Covawood keine Verweilzeit- probleme auf und im Normalfall entfällt die Vortrocknung – ein unkompliziertes Material, das den meisten auch noch sympathisch ist, wie Thomas Mayer zu guter Letzt betont: „Die meisten sind be- geistert, wenn sie am Produkt riechen und es mit Holz, Kaffee oder auch Bier verbinden. Zellulose eben, nachhaltig, ungiftig und recycelbar!“ Österreichische Kunststoffzeitschrift 1/2 2024 28 SPRITZGIESSTECHNIK SKZ Spritzgießen – eine nachhaltige und digitale Angelegenheit Ob Faserverarbeitung, Schäumen, Versuche mit Recyclingstoffen, oder Nachwuchskräftegewinnung – das Angebot im Bereich Spritzgießen am SKZ ist mit mehr als 10 Spritzgießmaschinen am Hauptsitz in Würzburg für Forschung, Bildung, Industrie-Services sowie Prüf- und Analyse- Dienstleistungen umfangreich. Sprechen wir von Spritzgießen, dann sprechen wir von einem der wesent- lichen Produktionsverfahren bei der Verarbeitung von Kunststoffen, denn Produkte können mit hoher Genauig- keit und Reproduzierbarkeit innerhalb kürzester Zeit hergestellt werden. Eine Kurzerklärung: Beim Spritzgießen bzw. Spritzgussverfahren werden Kunststoff- pulver oder -granulate aufgeschmolzen bzw. plastifiziert. Der verflüssigte Kunst- stoff wird dann unter hohem Druck in ein Spritzgusswerkzeug eingespritzt, in dem die Schmelze abkühlt und erstarrt. Anschließend wird das fertige Formteil bei Erreichen der Entformungstempe- ratur aus dem Werkzeug ausgeworfen. So kurz erläutert, so einfach der Pro- zess oder nicht? Warum braucht es in diesem Falle das SKZ? Der Fehler liegt bekanntlich im Detail und in vor- sowie nachgelagerten Prozessen. Umfangreiche Services im Spritzgießbereich für die Industrie In der Industrieproduktion ist die Schlag- zahl hoch, das Tagesgeschäft straff ge- taktet und für zusätzliche Aufgaben wie die Herstellung von Prüfkörpern zur Er- probung alternativer Materialien, Klein- serien von Bauteilen zu Testzwecken, Bemusterung von Werkzeugen, Spritz- gießversuchen mit Sonderprüfkörpern sowie die Prozessbetrachtung und -op- timierung fehlt oft die Zeit. Als Wegbe- reiter für Kunststoffverarbeiter bietet das Institut ein umfangreiches Angebot an Dienstleistungen für Spritzguss-Un- ternehmen an und kann viel Erfahrung aus der industrienahen Forschung ein- bringen. Durch das modern ausgestat- tete Technikum sind auch umfangreiche Anfragen abbildbar. Erste Adresse für Weiterbildungen Der Weiterbilder der Kunststoffbranche bietet ein umfangreiches Angebot an Weiterbildungen rund um das Spritzgie- ßen an, denn Spritzgießen ist das meist- verwendete Verfahren zur Herstellung von Kunststoffprodukten. Der Prozess sowie die Werkzeugtechnik können je- doch komplex sein und fundierte Kennt- nisse sind unerlässlich. Die Kurse am SKZ decken hierbei das gesamte Spek- trum des Spritzgießens ab und bieten so- wohl für Einsteiger als auch für Fach- kräfte die richtige Weiterbildungsoption. Zahlreiche Weiterbildungsangebote werden am Hauptsitz in Würzburg und an anderen Standorten in Deutschland angeboten. Von Präsenzkursen über LI- VE-Online-Kurse und E-Learning-Kur- se bis hin zu Inhouse-Schulungen ist für jeden das richtige Bildungsformat dabei. Das SKZ betreibt an allen Weiter- bildungsstandorten eigene Technika für die praxisorientierten Fortbildungen. Der neueste Trend? Hybride Lernformen bei welchen sich Präsenzunterricht und Online-Lernen ergänzen, am besten in- dividuell auf die Bedürfnisse der Ler- nenden zugeschnitten. Gelebte Praxis im SKZ – immer beliebter bei Kunden und Partnern. Die Wegbereiter für die Kunststoffindustrie Neben den umfangreichen Weiterbil- dungsmöglichkeiten ist das Kunststoff- Zentrum bestrebt, die Innovationen von morgen zu entwickeln. Als Forschungs- und Entwicklungspartner stellt sich das Institut den Herausforderungen inner- halb der Kunststoffindustrie und findet Fotos: SKZ Österreichische Kunststoffzeitschrift 1/2 2024 29 SPRITZGIESSTECHNIK Lösungen für unterschiedlichste Fra- gestellungen. Mit umfangreicher Er- fahrung in der erfolgreichen Antrag- stellung, Organisation und Umsetzung von Forschungsprojekten ist das SKZ Projektpartner in zahlreichen öffentlich geförderten Forschungsprojekten. 100 öffentliche Projekte und weitere 600 In- dustrieprojekten jährlich beweisen die Kompetenz Institutes als Forschungs- partner der Branche. Doch neue Zeiten erfordern auch neue Formate – ebenso in der Zusam- menarbeit mit Partnern. Mit den SKZ- Wegbereiterprojekten werden mit Industrieunternehmen exklusive For- schungsprojekte umgesetzt, welche praxisnah, innovativ, technologisch wertvoll und zukunftsorientiert sind. Fi- nanziert werden diese gemeinsam von einem interessierten Unternehmens- konsortium. Die erarbeiteten Ergeb- nisse stehen damit ausschließlich den teilnehmenden Unternehmen zur wei- teren Verwertung zur Verfügung. Die im Vergleich zu unternehmensinternen Eigenentwicklungen geringen Kosten sind ein großer Pluspunkt der Wegbe- reiterprojekte. Im Bereich des Spritzgießens ist das Forschungsvorhaben „Entlüftung von Spritzgießwerkzeugen“ mit 12-mona- tiger Laufzeit in Planung. In diesem wird ein Vorgehen mit entsprechenden Prüfkörpergeometrien/-kavitäten erar- beitet, um Entlüftungslösungen in prak- tischen Spritzgießversuchen zu testen und objektiv bewerten. Die Bewertung soll dabei geometrie-, material- und prozessparameterspezifisch möglich sein. Ein zentrales Element ist die rhe- ologische Spritzgießsimulation, in die alle Erkenntnisse/Ergebnisse einflie- ßen, um eine signifikant verbesserte Vorhersage von kritischen, zu entlüf- tenden Bereichen erzielen zu können. Neben den Positionen der Entlüftungen soll auch deren erforderliche Leistungs- fähigkeit abschätzbar werden. Projekte wie diese benötigen einen Maschinen- park welcher die Ausstattung beim Kunden vor Ort abbilden kann, um pra- xisnähe darzustellen. Daher verfügt der Hauptsitz des Kunststoff-Zentrum SKZ in Würzburg über modernste Spritzgieß- maschinen für Forschung, Bildung und Industrieaufträge. Vom Spritzgießmaschinenhersteller Arburg wurden eine Allrounder 920 S (Schließkraft 5.000 kN; max. Dosiervo- lumen von 792 cm³), die für Forschung, Bearbeitung von Kundenanfragen zur Herstellung von großen Prüfkörpern sowie zur Bemusterung von Werkzeu- gen und als Plattform für Bemuste- rungen mit Flüssigfarbe mit leckage- freien Dosiersystemen zum Einsatz kommt, bereitgestellt. Ebenfalls ist auf dieser Maschine die Entwicklung, die unter dem Begriff FDC (Faser-Direkt- Compoundieren) Spritzgießtechnolo- gie bekannt ist, gelaufen. Aus den lang- jährigen Erfahrungen ist zusätzlich die SKZ-Faseranalysesoftware FiVer ent- standen, mit der in kürzester Zeit Fa- serlängenhistogramme erstellt werden können. Ein weiteres Projekt „Rezi-KI“ befasst sich mit der Verarbeitung von Post-Consumer Rezyklate. Ziel des Vor- habens ist der Ausgleich von Char- genschwankungen und heterogenen Schmelze-Eigenschaften mit hohen An- teilen (40-50%) von Post-Consumer Re- zyklat (PCR). Eine 470 A (Schließkraft 1.000 kN; max. Dosiervolumen von 194 cm³) wird für Weiterbildungsaktivitäten und für die Herstellung von 2k-Prüfkör- pern nach VDI20219 und nachfolgende Haftungsprüfung, Forschung, Industrie- Dienstleistungen und Mehrkomponen- ten-Spritzgießkurse verwendet. Von Wittmann Battenfeld werden die Smart Power 240 (Schließkraft 2.400 kN; max. Dosiervolumen von 442 cm³ (kom- pakt) und 331 cm³ (TSG)), die für Spritz- gießkurse, Forschung und Industriean- fragen rund um das Thema Schäumen genutzt. Die Eco Power 110 (Schließ- kraft 1.100 kN; max. Dosiervolumen von 283 cm³) wird für Kundenversuche, Ma- terial- bzw. Werkzeugbemusterungen sowie Weiterbildungsaktivitäten ge- nutzt. Im Bereich des Schäumens sind aktuell mehrerer Projekte in der Durch- führung: Das Forschungsvorhaben „PCRfoam“ z. B. hat das Ziel der Opti- mierung des Schäumprozesses für eine ökonomische und nachhaltige Verar- beitung von Post-Consumer Recycling- kunststoffen. In dem Projekt „ADDfoam“ liegt der Focus auf der Untersuchung und Einsatzmöglichkeit von 3D ge- druckten Kunststoffwerkzeugeinsätzen für das Schaumspritzgießen. Die Firma Engel hat eine E-motion 740 (Schließkraft 1.600 kN; max. Dosier- volumen von 192 cm³), die für Bildung, Forschung und Industrieanfragen rund um das Thema Duroplast-Spritzgie- ßen sowie für Materialbemusterungen sowie eine E-mac 465/100 (Schließkraft 1.000 kN; max. Dosiervolumen von 214 cm³), die für Kundenversuche, Materi- al- bzw. Werkzeugbemusterungen und Weiterbildungsaktivitäten eingesetzt werden, bereitgestellt. Der Fokus im Be- reich der Forschung von Duroplasten liegt am Kunststoff-Zentrum SKZ bei den rieselfähigen Formmassen. Hier er- folgten bereits Forschungsvorhaben zur rheologischen Simulation dieser Form- massen. Mit dem Werkzeugbauer Präzi- sionsformenbau GHD ist ein bilaterales Projekt zur Entwicklung einer Kaltka- naldüse „KakaDuS“ erfolgreich abge- schlossen worden. In der Beantragung stehen hier weitere Projekte zur Tempe- rierung und Mehrkomponententechnik. An der Zhafir ZE 1200 (Schließkraft 1.200 kN; max. Dosiervolumen von 147 cm³) von Haitian können Schüler ihr Wissen über Kunststoffe, deren Verwen- dung und Verwertung sowie mögliche beruflichen Perspektiven in der Kunst- stoffbranche im SKZ-Schülerlabor & SKZ-Umweltlabor erweitern. Die PX 160 (Schließkraft 1.600 kN; max. Dosiervolumen von 220 cm³) von der Firma KraussMaffei wird an dem In- stitut für Entwicklungen im Bereich I4.0, für Industrieversuche und Forschungs- projekte genutzt. Im vergangenen Jahr wurde z. B. das Forschungspro- jekt „ProBayes“ mit dem Ziel der Ent- wicklung einer Methodik zur Prozess- überwachung, Fehleranalyse und Regelung durch wissensbasierte Mo- dellierung von Produktionsprozessen mittels Bayes’scher Netze durchgeführt. Im Bereich des LSR-Spritzgießen fin- det auf der KraussMaffei Spritzgieß- maschine PX50 aktuell ein bilaterales Förderprojekt „SiliTemp“ mit der Firma toolcraft statt. Untersuchungsgegen- stand ist hierbei der Nutzen einer flu- iden Werkzeugtemperierung. Die Ma- schine mit einer Schließkraft von 500 kN und max. Dosiervolumen von 14cm³ kommt außerdem für die Weiterbildung und Industrieanfragen für LSR-Spritz- gießen zum Einsatz. Die Möglichkeiten im SKZ sind vielfältig wie die Branche selbst und es gibt natürlich noch wei- tere Maschinen und Hersteller in den Technika zu entdecken. Die Tür des In- stitutes steht immer offen und ein Be- such in der SKZ-Modellfabrik lohnt allemal, um neue Trends zu sichten, Ge- danken auszutauschen und mit frischen Ideen wieder im eigenen Unternehmen durchzustarten. www.skz.deNext >